Hemispasmus Facialis

Beim Hemispasmus facialis handelt es sich um eine Erkrankung, bei der es zu Verkrampfungen der Gesichtsmuskulatur einer Gesichtshälfte kommt. Diese Verkrampfungen entstehen durch eine Irritation des Nervus facialis, jenes Nervs, der die mimische Muskulatur von Gesicht und Hals versorgt. Eine derartige Irritation entsteht meist durch Druck einer kleinen Gefäßschlinge auf den Nerv im Bereich des Hirnstammes, selten durch einen raumfordernden Prozess (z.B. Tumor).
Die Verkrampfungen beginnen meist im Bereich des Auges und breiten sich im weiteren Verlauf in Richtung Wange, Mund bis hin zum Hals aus.

Mit Hilfe eines bildgebenden Verfahrens (Magnetresonanztomographie oder Computertomographie) wird in erster Linie das Vorliegen einer Raumforderung ausgeschlossen. Des Weiteren kann hierbei eventuell eine Gefäßschlinge, die auf den Nervus facialis drückt, nachgewiesen werden.

  1. Botulinum-Toxin:
    Wenn das Vorliegen einer Raumforderung ausgeschlossen ist, ist die Therapie der 1. Wahl die Behandlung mit Botulinum-Toxin (BT). Hierbei wird das BT in jene Muskeln injiziert, die sich bedingt durch die nervale Überstimulation am meisten verkrampfen: in den äußeren Augenringmuskel (Musculus orbicularis oculi), bei stark ausgeprägter Symptomatik können zusätzlich Injektionspunkte im Bereich von Mund, Kinn oder Hals (Platysma) erforderlich sein. Die Therapie mit BT hat eine hohe Erfolgsrate, sie führt bei 80-90% der Patienten zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden. Die Injektionen müssen in regelmäßigen Abständen wiederholt werden (etwa alle 4 Monate).
    Nebenwirkungen treten auf, wenn die vormals überaktiven Muskeln zu stark geschwächt werden oder wenn BT in benachbarte Muskel diffundiert. Zum Beispiel kann es durch Diffundieren des BT in in den Lidhebermuskel (M. levator palpeprae, in der Mitte des Oberlids) zu einer Ptose (einem Herabhängen des Oberlids) kommen oder bei Diffundieren in Muskeln, die den Augapfel bewegen, zu Doppelbildern. Für jede mögliche Nebenwirkung gilt allerdings, dass sie spätestens innerhalb einiger Wochen (meist 2-3 Wochen) wieder verschwindet. Dauerhafte Schäden können durch die Behandlung mit BT nicht enstehen.
     
  2. Operation
    Wenn durch ein bildgebendes Verfahren nachgewiesen wurde, dass der Gesichtsnerv durch eine Gefäßschlinge komprimiert wird, ist prinzipiell auch eine operative Behandlung möglich. Der Standard der operativen Therapie ist die „mikrochirurgische Dekompression nach Janetta“, hierbei wird die auf den Nerv drückende Gefäßschlinge verlagert. Die Erfolgsrate dieser Operation liegt bei 70-90%, allerdings kann es zu Rezidiven (Wiederauftreten der Beschwerden) und auch zu irreversiblen Nebenwirkungen kommen wie z.B. einer Lähmung des Nervus facialis oder einer dauerhaften Hörminderung.
     
  3. Medikamente
    Carbamazepin, ein Antiepileptikum, kann anfänglich zu einer Besserung der Beschwerden führen, jedoch kommt es hierbei in der Regel zu einem mehr oder weniger rasch eintretenden Wirkungsverlust.